H-Boot - Göttin der Herzen (2024)

Boote im Porträt5 min Lesezeit

Das H-Boot ist ein schlanker, moderner Kreuzer aus dem Jahre 1967, der bis heute als Monument gilt!

H-Boot - Göttin der Herzen (1)

Geht das überhaupt? Kann es eine Kielbootklasse geben, die sich neben schierer Größe im Sinne von Menge auch noch reichlich Charakter auf „die Fahnen schreiben“ darf?

Von Michael Kunst, veröffentlicht am 29.01.2016, aktualisiert am 27.03.2023

Das erwartet Sie in diesem Artikel
  • Die Geschichte des H-Boots, das (vielleicht) nach der Göttin „Hestia“ benannt wurde.
  • Es ist ein einzigartiges Gefühl, ein H-Boot auf der Ostsee am Wind zu Steuer – wer läuft mehr Höhe?
  • Das H-Boot eignet sich gleichermaßen als Rennziege und Familienkutsche.
  • Eine formschöne Göttin, die als eines der ersten GFK-Serienboote den Einheitsklassenstatus erhielt.
  • H-Boote segelten bereits problemlos über den Atlantik.

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Ein Segelboot, das sich außerdem im Laufe eines halben Jahrhunderts einen Ruf ersegelte, der von ambitioniert gesegelter Regattaziege bis zum müßiggängerischen Familien-Fahrtenschiff reicht, also im Prinzip zwei Welten vereint? Auf beide Fragen gibt es ein und dieselbe Antwort. Sie besteht aus lediglich fünf Buchstaben und einem Bindestrich H-Boot.

Tatsächlich ist der schlanke, moderne Klassiker so etwas wie ein Monument in der internationalen Segelszene. Mit weit über 5.500 verkauften Schiffen gilt das 8,28 Meter lange Schiff mit dem stilisierten „H“ im Großsegel (zwei Balken mit einer verbindenden Welle) als Europas größte und weltweit zweitgrößte Kielbootklasse; allenfalls die J24 kann heute dem H-Boot mit ähnlichen Stückzahlen das sprichwörtliche Wasser reichen.

Womit wir auch schon beim Charakter wären. Denn wie bereits angedeutet: Nur wenigen Bootsklassen ist es vergönnt, noch zu Produktionszeiten einen fast schon legendären Ruf zu genießen – das H-Boot gehört jedenfalls als besonders charakterstarker Vertreter dazu.

Der gewisse Unterschied

Jeder Segler weiß, dass alle Boote ihre ganz besonderen Eigenschaften, aber auch Eigenheiten haben. Man muss kein ausgefuchster Segelprofi sein, um den Unterschied zwischen einem eher plump reagierenden, hochbordigen, untertakelten Sonntagskaffee-Cruiser und einem schlanken, ranken Boot mit deutlich erkennbaren Schärenkreuzer-Linien zu erkennen: Die einen kämpfen mit dem Wind – die anderen segeln!

Es ist in der Tat ein ganz besonderes Gefühl, ein H-Boot zu steuern. Ganz egal, ob auf geschützten Binnenseen oder auf offener See, gleichgültig, ob bei sanfter Brise oder anspruchsvollem Hack, nie macht das H-Boot einen Hehl daraus, für was es ursprünglich konzipiert wurde: zum Segeln. Und sonst nichts.

Auch gestandene Steuerleute sind beeindruckt, wenn sie erstmals erleben, was für eine Höhe die H-Boote etwa auf ruhigen Binnengewässern segeln oder wie relativ weich sie in die Ostseewelle „tauchen“, wenn eine Kreuz bei sechs Beaufort bewältigt werden muss. Oder wie es sich anfühlt, wenn das Kielboot 12 Knoten Speed über einen raumen Kurs erreicht.

Das H-Boot wurde 1967 von dem finnischen Yacht-Konstrukteur Hans Groop gezeichnet. Und nein, das „H“ hat nichts mit Groops Vornamen zu tun; es schlägt vielmehr einen Bogen zur griechischen Göttin „Hestia“: Die Jungfräuliche galt als „Göttin des Herzens, der Familie und des Herdfeuers“, deren herausragende Eigenschaft neben legendärer Schönheit ein fast schon notorisches Understatement war. Womit Groop also seinem Boot schon bei der Namensgebung einen Weg vorgab.

Formschöne Göttin

Im gewissen Sinn verdankt das H-Boot seine Entstehung dem Nordischen Folkeboot, das in den Sechziger Jahren bereits große Erfolge nicht nur auf skandinavischen Gewässern feierte, aber letztendlich auch unter den Zwängen damaliger Klassenregeln „litt“. Einheitsbootsklassen durften nur aus Holz gebaut werden – Gfk galt noch als „nicht ausreichend erforschter Baustoff“.

Auf den sich wiederum Groop schon früh spezialisiert hatte. Der Finne erhielt also von „seinem“ Yachtclub Segelsällskrab den Auftrag, ein „schönes, modernes Boot“ zu zeichnen, „eine modernisierte Art des Folkebootes, einen kleinen Schärenkreuzer eben, der nicht mehr unter den Einschränkungen der Holzbootbauweise „leiden“ und bitte schön schnell unterwegs sein sollte.

Rückblickend kann man zu dem Ergebnis nur sagen: Jeder dieser Wünsche wurde perfekt erfüllt! 1967 verließen die ersten 15 formschönen Göttinnen aus Kunststoff eine kleine finnische Familienwerft, wo sie logischerweise noch in Handarbeit gefertigt worden waren. Je ein Boot ging zu den benachbarten großen Segelnationen Dänemark und Schweden.

Ganz wie es im Sinne von Hestia gewesen sein mag, trat das H-Boot zunächst bescheiden auf, wurde aber rasch zum echten „Knaller“: Den unverkennbar schönen und rassigen Linien huldigte bald die ganze Segelszene. Nicht zuletzt, weil diese unter Segeln so ziemlich alles versägten, was damals auf den Regattabahnen unterwegs war.

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Schon ein Jahr später erteilten die Finnen dem H-Boot Klassen- und 1969 als einem der ersten Schiffe in Gfk überhaupt, Einheitsklassenstatus. Die ersten Klassenvereinigungen wurden in Skandinavien gegründet, wo das H-Boot immer mehr Liebhaber für die Ostseeküsten fand.

Nach sechs Jahren 500 Boote verkauft

Doch auch die Schweizer erkannten rasch die Eignung des H-Bootes für ihre Alpenseen und gründeten bereits 1974 eine Klassenvereinigung mit immerhin 30 Booten. Der Deutsche Segler Verband brauchte dagegen nochmals zwei weitere Jahre, bis er dem „Renner“ aus dem Norden 1976 einen Einheitsklassenstatus zugestand. Auf den Berliner Seen und dem Schwäbischen Meer waren da aber schon längst Flotten mit 20-30 Booten etabliert.
Als 1973 das 500. H-Boot ausgeliefert wurde, hatte die Bootsklasse bereits den Bekanntheitsgrad eines „bunten Hundes“. Und schon 1977, also nur elf Jahre nach der Konstruktion des Ur-H-Bootes, verlieh die IYRU dem H-Boot den internationalen Klassenstatus, worauf 1980 der erste H-Boot-Weltmeister – der Däne Hoj Jensen – gekürt wurde.

Rennziege und Familienkutsche

Erinnern wir uns an eine weitere typische Charaktereigenschaft von „Hestia“: Sie hält in der Mythologie die Familie zusammen. Entsprechend verstand sich das H-Boot niemals als reine Regattaziege. Im Gegenteil, Konstrukteur Groops war immer stolz auf Aspekte wie Seegängigkeit und Sicherheit und soll einmal gesagt haben, dass er ursprünglich gar nicht an ein Regatta- sondern an ein schnelles Tourenboot für die Familien gedacht habe. Ganz im Stil der pfeilschnellen und gleichzeitig familienfreundlichen Schärenkreuzer.

Entsprechend beliebt war die „segelnde Göttin“ von Anfang an auch bei Tourenseglern und deren Familien. Zudem berichteten viele überzeugte Regattasegler seit jeher von epischen Törns mit Kind und Kegel auf ihrer „Rennziege“. Schon in den ersten Jahrzehnten wurde die Seegängigkeit des „modernen Schärenkreuzers“ auf langen Urlaubs- und Aussteigerschlägen in der Ost- und Nordsee überprüft… und für „sehr gut“ befunden.

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Seitdem dürfte es kaum noch Küsten und Häfen in Europa geben, in denen einer dieser „ziemlich nah am Wasser“ segelnden Regatta-Touren-Boote mit dem „H“ im Großsegel nicht auftauchte. Ob gemeinsame Sternfahrten rund Bornholm, gemütliche Urlaubstörns auf dem Bodensee, monatelange Trips im Mittelmeer oder eine Erkundung der norwegischen Fjorde… die Klassen-Chroniken sind voll von spannenden Tourenbeschreibungen.

Und für den Ritterschlag in der Fahrtensegler-Szene sorgten 2001 zwei junge Deutsche, als sie mit ihrem H-Boot außer Konkurrenz bei der ARC mitsegelten und mal eben den Atlantik überquerten. Nur bei der Überführung zum ARC-Startort auf den Kanaren hatte sie in einem Sturm Probleme mit dem Vorstag. Als sie an Heiligabend ziemlich entspannt in der Karibik ankamen, schwärmten die beiden von 20-Knoten-Ritten in der langen Atlantik-Dünung. „Hestia“ hatte endgültig das heimische „Herdfeuer“ in der Alten Welt verlassen…

H-Boot

  • Lüa: 8,28 m
  • LWL: 6,30 m
  • Breite: 2,18 m
  • Segelfläche: 25 qm am Wind
  • Spinnaker: 36 qm
  • Yardstick: 106
  • Verdrängung: 1,45 t
  • Drei bis vier Kojen, trailerbar
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H-Boot - Göttin der Herzen (2024)

FAQs

H-Boot - Göttin der Herzen? ›

Um die Entstehung des Bootsnamens und des stilisierten „H“ im Großsegel ranken sich zwei Legenden. Zum einen wird behauptet, das „H“ komme von der griechischen Göttin Hestia, die sich als Göttin der Herzen und des Familienlebens besonders als Namenspatin für das Boot eignete.

Kann ein H-Boot kentern? ›

Dank des Ballastkiel kann das Schiff auch bei starkem Wind nicht kentern. Das H-Boot hat hervorragende Segeleigenschaften.

Was kostet ein H-Boot? ›

Auch gebraucht ist das H-Boot ein guter Tipp

Die Alternative zum neuen Saare-H-Boot ist ein gebrauchtes Exemplar. Das ist schon unter 10.000 Euro zu haben, ein gutes mit zwei Satz Segeln und Trailer kostet zwischen 12.000 und 25.000 Euro.

Wer baut h Boote? ›

Die deutsche Bootswerft Ott Yacht und die estnische Bootswerft SAARE Yachts (Yachtsport Eckernförde GmbH & Co. KG) haben derzeit (Stand 2023) von World Sailing (International Sailing Federation) die Lizenz zum Bauen von H-Booten.

Wie schnell ist ein H-Boot? ›

Bei einem 16-Meter-Boot beträgt die Rumpfgeschwindigkeit 18 km/h.

Welches Boot kann nicht Kentern? ›

Formstabile Segelboote (Jollen)

Bei den meisten Jollen schützt deren Formstabilität vor dem Kentern. Dabei wird Kentern durch „Ausreiten“ verhindert. Die Segler bringen dabei ihr Körpergewicht auf die Luvseite.

Kann Dyas Kentern? ›

Segelkurs Einsteiger

Auf dem offenen Kielboot DYAS, das nicht kentern kann, sich aber agil wie eine Jolle steuern lässt, lernt man die Grundkenntnisse sehr schnell und sicher ohne besondere physische Voraussetzungen. Segelspaß von Jung bis Alt!

Was kostet ein 10 Meter langes Boot? ›

Neue Motoryachten ab 10 m kosten ab 100.000 €. Nach oben sind beim Preis keine Grenzen gesetzt. Bei einer gebrauchten Yacht können, abhängig vom Zustand, noch Kosten für eine erste Überholung anfallen.

Was kostet das teuerste Boot der Welt? ›

Mit geschätzten 500 Millionen Euro Baukosten ist die „Eclipse“ übrigens nicht nur die längste, sondern auch die teuerste Yacht der Welt – wenigstens für dieses Jahr.

Wie viel kostet ein Boot im Monat? ›

Die Zehn-Prozent-Faustregel

Genauer gesagt vom Neupreis. Wenn Sie ein gebrauchtes Motorboot oder Segelboot kaufen, müssen Sie also mit zehn Prozent des Neupreises rechnen. Ein Boot, das neu 60'000 Euro kostet, kostet 6000 Euro im Jahr oder 500 Euro im Monat.

Warum sind Boote so teuer? ›

Boote sind GROSS. Sie benötigen VIEL Material, um hergestellt zu werden. Sie werden in geringen Stückzahlen auf GROSSEN, teuren Spezialwerkzeugen hergestellt und haben VIEL mehr Details, die von Ingenieuren/Architekten und Programmierern entworfen werden müssen.

Welche Yachten sind Hochseetauglich? ›

Segelyachten sind ab etwa 12 Metern sicher hochseetauglich, Motoryachten wegen der geringeren Stabilität erst deutlich darüber. Zudem begrenzt der Treibstoffvorrat einer „normalen“ Motoryacht von zwischen 500 und 1500 Litern die Reichweite, denn 100 Liter pro Stunde können auch hier verbraucht werden.

Welche Boote kann man ohne Schein fahren? ›

Da alle Wasserfahrzeuge, die keinen Motor bzw. eine Leistung unter 15 PS haben und kürzer als 15 Meter sind, dieser Kategorie zugeordnet werden, gelten auch Schlauchboote ohne Motor, Ruderboote, Tretboote und kleine Segelboote als führerscheinfreie Boote.

Was ist der schnellste Boot der Welt? ›

Ein Boot gilt als Speedboot, wenn es mindestens 100 Kilometer pro Stunde fährt, in den USA liegt dieser Wert sogar bei 120 Kilometern pro Stunde. Den Weltrekord für das schnellste Speedboot hält die „Spirit of Australia“, die 1978 mit 511 Kilometern pro Stunde beeindruckte.

Wie viel kmh fährt das schnellste Boot der Welt? ›

Ein ferngesteuertes Boot kann durchaus 20 bis 45 km/h erreichen, was eine ganze Menge ist. Das RC Boot L8 Ringer ist wie ein Düsenjäger geformt und kommt auf sage und schreibe 331 km/h – das schnellste Modellboot derzeit.

Wie schnell ist ein U Boot in km h? ›

Dieser Antrieb verleiht den Booten eine Geschwindigkeit von 12 kn aufgetaucht (≈ 22 km/h) und 20 kn getaucht (≈ 37 km/h). Die nukleargetriebenen Jagd-U-Boote der meistgebauten amerikanischen Los-Angeles-Klasse erreichen aufgetaucht 20 kn, getaucht über 33 kn (≈ 60 km/h).

Kann ein Boot umkippen? ›

Kollisionen mit Booten und Gegenständen, Wind und Wellen und ein Fehler können ein Boot zum Kippen bringen.

Kann eine Kielyacht Kentern? ›

So kentert eine ballastreiche Kielyacht meistens erst bei einem Winkel von 110 bis 160 Grad. Schwertjollen kentern dagegen in der Regel schon bei einem Winkel unter 90 Grad. Wie die Stabilität eines Schiffs erreicht wird, erlernt man in der Segelschule Berlin Marina Lanke, größter Marina in Berlin.

Kann ein folkeboot Kentern? ›

Der einzige Weg ist es, auf dem Schiff selbst wieder zu segeln! Sodass der Kopf dabei denkt und damit dieser eines end- gültig begreift: Ein Folkeboot hat Schräglage, kentert aber nicht!

Kann ein Segelboot kippen? ›

Was beim Kentern mit einem Segelboot passiert, hängt von der Art des Bootes ab. Ist es beim Segeln mit einer Jolle durchaus üblich, dass das Boot auch mal umkippt, passiert es auf Segelyachten so gut wie nie und meistens nur dann, wenn es technische Probleme oder starken Sturm und hohe Wellen gibt.

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